Kinder- und Jugendhilfe im demographischen Wandel

Landkreis muss auf gravierende Umbrüche reagieren- das Land muss stärker ins Boot

In der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Landkreis Esslingen stellte Dr. Ulrich Bürger vom Kommunalverband für Jugend und Soziales den Demographiebericht für Baden-Württemberg und dessen Auswirkungen auf den Landkreis Esslingen vor.

Die Analyse zeigt, dass im Landkreis Esslingen gravierende Umbrüche beim Altersaufbau der Bevölkerung im Laufen sind. Nachdem in den letzten Jahren aufgrund der geringen Geburtenzahlen bereits ein erheblicher Rückgang in der Altersgruppe unter 12 Jahren zu verzeichnen war, setzt sich dieser Trend nun in der Altersgruppe unter 21 Jahren spürbar fort.

In der Summe wird der Landkreis Esslingen bis zum Jahr 2025 etwa 15 % weniger junge Menschen haben. Dahingegen steigt der Anteil der Altersgruppe über 65 Jahren erheblich; bei den Hochbetagten im Alter von 85 Jahren und älter wird sich die Anzahl bis zum Jahr 2060 sogar verdreifachen. In seinem Bericht wies Dr. Bürger auf Interessenkonflikte bei der Verteilung der finanziellen Ressourcen hin. Er sprach sich für eine besondere bürgerschaftliche und politische Lobby für Kinder und Familien aus, die deren Belange gegenüber den berechtigten Interessen anderer Bevölkerungsgruppen vertritt. Hierfür sind weitere Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unverzichtbar.

Für die Fraktion Freie Wähler bedankte sich Bürgermeister Frank Buß für den aufschlussreichen und sehr differenzierten Bericht. Er wies auf die erheblichen Anstrengungen der Kommunen beim Ausbau der Kinderbetreuung und der Verbesserung der pädagogischen Inhalte hin. „Wir sind auf einem richtigen Weg.“, betonte er. Allerdings führen die erheblichen finanziellen Lasten die Kommunen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. So ist z.B. in Plochingen der Aufwand für die Betreuung der Kinder vor dem Eintritt in die Grundschule innerhalb von 10 Jahren um über 1,7 Mio. Euro gestiegen (+170 %). Dieser Trend setzt sich fort. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der sich der Bund und das Land spürbar stärker finanziell engagieren müssen. „Die grün-rote Landesregierung hat aktuell mit ihren Versprechen zum weiteren Ausbau der Kinderbetreuung und zur verbindlichen Einführung des Orientierungsplans hohe Erwartungen geweckt, die mit den deutlich höheren Steuereinnahmen auch verwirklichen kann. Wir werden genau verfolgen, ob sie diese Erwartungen auch erfüllt.“

Der gesellschaftliche Umbruch setzt sich an den Schulen fort. Die Kommunen haben in den letzten Jahren erheblich in den Ausbau der Betreuung an den Schulen investiert. Eine bessere individuelle Förderung schwächerer Kinder und praxisnahe Angebote um Wissensdefizite aufzuarbeiten ist jedoch eine pädagogische Aufgabe, für die das Land zuständig ist. Hierzu erklärt Bürgermeister Jens Timm: „Wir erwarten vom Land, dass es seiner Verpflichtung nachkommt und mehr Lehrer einstellt, um Unterrichtsausfälle abzubauen und Fördermaßnahmen anzubieten.“ Wichtig ist auch eine finanzielle Beteiligung des Landes an der Schulsozialarbeit, wie dies die kommunalen Spitzenverbände seit langem fordern. Die Freien Wähler bezweifeln, ob die permanenten Debatten über Schulstrukturen dem Wohl der Schüler dienen. Insbesondere ist fraglich, ob zahlreiche unterschiedliche Schulversuche vor Ort die Durchlässigkeit des Schulsystems z.B. von der Hauptschule an das Berufliche Gymnasium fördert. Die Kommunen als Schulträger brauchen angesichts erheblicher Investitionen in die Schulgebäude und den Ausbau der Betreuung verlässliche Rahmenbedingungen. Nur so kann die hohe Qualität der pädagogischen Arbeit an den Schulen in Baden-Württemberg nachhaltig abgesichert werden.

 

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