Das S-Bahn-Netz in der Region Stuttgart braucht Tangentialen

Die S-Bahn ist das Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region Stuttgart. Ohne dieses vom Verband Region Stuttgart bzw. den Landkreisen und Gemeinden mitfinanzierte Verkehrsmittel wäre die Mobilität in unserem Wirtschaftsschwerpunkt nicht darstellbar. Da die Stammstrecke der S-Bahn als Folge des immer weitere ausgebauten Angebots restlos ausgelastet ist, müssen mittel- und langfristig tangentiale Lösungen gefunden werden.

Zu diesen Zukunftszielen gehört eine S-Bahn-Verbindung von den Fildern ins Neckartal.

Ohne ein leistungsfähiges S-Bahn-Netz wäre die Mobilität in unserer Region nicht darstellbar.
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Wie könnte langfristig eine solche Schienenanbindung verlaufen? Welche Varianten für eine S-Bahn-Verlängerung sollen weiterverfolgt werden? Darüber diskutierten die Mitglieder des regionalen Verkehrsausschusses. Grundlage waren die Zwischenergebnisse aus einer Machbarkeitsstudie, welche das Verkehrswissenschaftliche Institut der Universität Stuttgart (VWI) zusammen mit der Deutsche Bahn Engineering und Consulting im Auftrag des Verbands Region Stuttgart durchführt. Bei allen vorgestellten Lösungen handelt es sich um sehr langfristige Betrachtungen. Sie sollen für den Entwurf eines fortgeschriebenen Regionalverkehrsplans weiter beraten werden.

Ein Ringschluss ins Neckartal könnte grundsätzlich mit zwei Optionen erfolgen: entweder ausgehend vom zukünftigen Endbahnhof der S2 in Neuhausen oder vom S-Bahn-Halt am Flughafen. Im letzteren Fall würden die S-Bahnen teilweise auf der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm fahren. Für jede Option wurden verschiedene Trassenvarianten mit unterschiedlichen Endpunkten unter die Lupe genommen. Sie bieten teils erhebliche Fahrgastpotenziale, die als Chance dem Finanzbedarf gegenüberstehen. Die einzelnen Trassenführungen sind mit Herausforderungen verbunden, die noch genauer unter die Lupe genommen werden sollen.

Alle in Betracht kommenden Varianten sind technisch schwierig umzusetzen und erfordern einen enormen Investitions- und Betriebsaufwand. Einzelne Lösungen würden bis zu 950 Mio. € kosten, so vorsichtige Kostenschätzungen.

Über Neuhausen ergibt sich eine Möglichkeit durchs Körschtal in Richtung Altbach und dann weiter nach Plochingen. Alternativ ergibt sich eine Möglichkeit über Köngen mit Anbindung an die Neckartalbahn in Richtung Nürtingen oder Kirchheim/Teck bzw. Plochingen. Auch eine Streckenführung mit einer neuen zweigleisigen Bahnstrecke parallel zur Neubaustrecke Stuttgart-Ulm in Richtung Unterensingen wurde untersucht.

Vom Flughafen aus könnte man über die Neubaustrecke nach Kirchheim/Teck, auf die Neckartalbahn nach Plochingen fahren oder auch über Denkendorf in Richtung Altbach und Plochingen, gegebenenfalls auch weiter nach Göppingen.

Die Investitionen können derzeit erst grob abgeschätzt werden: Für die Neuhausen-Varianten werden 570 bis 950 Millionen Euro veranschlagt, für jene entlang der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm 210 bis zu 600 Millionen Euro. Ob die vorgeschlagenen Strecken wirtschaftlich sind, müssen detaillierte Nutzen-Kosten-Untersuchungen noch zeigen. Noch nicht eingerechnet sind die zusätzlichen S-Bahn-Fahrzeuge, die für den Betrieb erforderlich wären: Bei Fahrten mit Langzügen wären dies bis zu 24 neue Fahrzeuge.

Im Gremium war man sich einig, dass man über Langfristlösungen nachdenkt, die man aber im Interesse kommender Generationen nicht verbauen darf.

„Das ist Zukunftsmusik und der Auftakt lässt noch nicht darauf schließen, wie es sich weiterentwickelt“, sagte der Sprecher der Freien Wähler, Bürgermeister Frank Buß. „Tangentiale sind wichtig, aber der volkswirtschaftliche Nutzen muss die Investitionen rechtfertigen.“ Eine gute Verbindung insbesondere ins Filstal sei jedoch im Hinblick auf die überlasteten Straßen wichtig. Buß ist als Bürgermeister der unmittelbar betroffenen Stadt Plochingen ein exzellenter Kenner der Materie.

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