Güterverkehr intelligent gestalten
Freie Wähler: Unsere Straßen und die Umwelt brauchen Entlastung
Professor Dr. Tobias Bernecker von der Hochschule Heilbronn (Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik) hat im Juni ein Gutachten zur Stärkung des kombinierten Verkehrs in Baden-Württemberg vorgestellt. Insbesondere Anforderungen, Bedarf und Möglichkeiten für Umschlagflächen im Raum Stuttgart wurden untersucht. Nach einer Definition der Europäischen Verkehrsministerkonferenz ist kombinierter Verkehr „ein intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, mit der Binnen- oder Seeschifffahrt bewältigt wird und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.“ Bekanntestes Beispiel dafür ist der Containerverkehr, der in Ladeeinheiten berechnet wird.
Professor Dr. Bernecker geht in seinem Gutachten davon aus, dass sich die Transportmengen im kombinierten Verkehr Straße/Schiene und Straße/Binnenschiff nach den aktuell vorliegenden Trendprognosen gegenüber dem Jahr 2004 bis 2025 in etwa verdoppeln werden. Ausgehend von der Leistungsfähigkeit der bestehenden Terminalinfrastruktur in Kornwestheim, Stuttgart und Heilbronn wird von einem zusätzlichen Kapazitätsbedarf zwischen 203.000 und 408.000 Ladeeinheiten ausgegangen. Dafür werden zusätzliche Umschlagflächen in einer Größenordnung von mindestens 100.000 m² erforderlich sein, die an den heutigen Terminalstandorten nicht zur Verfügung stehen.
Weiter kommt er zu der Erkenntnis, dass insbesondere im Süden des Raums Stuttgart Transportmengen vorhanden sind, denen bislang kein regionales Terminalangebot gegenüber steht. Diese Angebote könnten insbesondere in den Standorträumen Gäu-Quadrat bei Eutingen im Gäu und am Neckarknie bei Plochingen entstehen. Ausgehend von einer jährlichen Mindestumschlagmenge von 15.000 bis 20.000 Ladeeinheiten, wäre an diesen Standorträumen bereits bei Eintreten der zurückhaltenden Erwartungen zur Entwicklung des kombinierten Verkehrs und unabhängig voneinander der wirtschaftliche Betrieb eines Umschlagterminals möglich. Damit könnten auch die bestehenden Terminals entlastet werden.
Voraussetzung ist, dass die regionalen Terminals im Schienenverkehr mit Wagengruppen statt mit Vollzügen bedient werden. Bei kompletter Realisierung der Ausbaukonzeption hält Professor Dr. Bernecker eine Verlagerung von bis zu 3,2 Millionen LKW-Kilometer/Jahr auf Schiene und Binnenschiff für möglich, mit der eine Einsparung von bis zu 2.500 Tonnen CO2 im Jahr einhergehen könnte. „Wenn wir es nicht schaffen, deutlich mehr Güter von der Straße auf die Schiene und den Neckar zu bringen, werden wir die Verkehrsprobleme in der Region Stuttgart nicht lösen. Leidtragende sind die lärm-, abgas- und staugeplagten Bürgerinnen und Bürger,“ betont Kreisrat Frank Buß, Plochinger Bürgermeister, und damit bestens mit dieser Problematik vertraut.
Die Fraktion FREIE WÄHLER im Landkreis Esslingen ist der Auffassung, dass diese Chance für die Region Stuttgart untersucht werden muss. Über die Regionalfraktion wurde deshalb beantragt, Herrn Prof. Dr. Tobias Bernecker zur Erläuterung seiner gutachtlichen Überlegungen in eine Sitzung des Planungsausschusses einzuladen und über die Chancen einer Weiterentwicklung des kombinierten Verkehrs in der Region Stuttgart zu beraten.