Sozialplanung „Lebenswelten äterer Menschen“

Seit vielen Jahren zeichnet sich der Landkreis Esslingen durch seine präventive Sozialarbeit aus. Dazu gehört auch die „Sozialplanung Lebenswelten älterer Menschen“. Diese wurde im Kreistag am 10. Dezember 2020 für den Zeitraum 2020 – 2030  fortgeschrieben. Für die Fraktion sprach Kreisrat Bürgermeister Frank Buß. Hier seine Ausführungen:

Sehr geehrter Herr Landrat,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

der Landkreis Esslingen ist in der Sozialplanung für ältere Menschen seit Jahrzehnten führend in Baden-Württemberg und setzt mit dem Planwerk „Lebenswelten älterer Menschen“ – als Ergebnis eines umfassenden Planungsprozesses mit Fachleuten der Altenhilfefachberatung, der Städte und Gemeinden und allen wichtigen Akteuren im Landkreis Esslingen als lokale Experten wieder landesweite Maßstäbe. Das ist eine gute Botschaft für alle Ältere im Landkreis.

Wir Freien Wähler unterstützen diese Integrierte Sozialplanung mit großer Überzeugung und beauftragen die Kreisverwaltung gerne, sie in den nächsten Jahren umzusetzen. Wir freuen uns auf die regelmäßigen Berichte im Sozialausschuss.

Es ist unmöglich, 277 Seiten Integrierte Sozialplanung mit 96 Handlungsempfehlungen in 3 Redeminuten inhaltlich zu beleuchten.

Deshalb beschränke ich mich auf einige wenige wichtige Impulse:

  1. Neben der Wohnraumberatung ist der Umzug in eine kleinere, barrierefreie Wohnung eine Option, um möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben und gleichzeitig dringend benötigten Wohnraum für Familien mit höherem Platzbedarf freizumachen. Die im Bericht von den lokalen Experten dargestellten Entwicklungspotentiale müssen genutzt werden.

Das Projekt „TürÖffner“ der Caritas, das Netzwerk RAUMTEILER des Städtetags, kommunale Wohnungstauschbörsen u. ä. sind kreisweit noch zu wenig verankert.

Wir Freien Wähler sehen diesen wichtigen Handlungsschwerpunkt und schlagen zeitnah einen kommunalen Wohnraummarktplatz vor, um neben dem fachlichen Input auch Netzwerke mit Handlungsakteuren zu pflegen.

  1. Der Bericht beschreibt bei der Gesundheitsversorgung nachvollziehbar die erheblichen Probleme bei der ärztlichen Versorgung. Im Mittelbereich Kirchheim fehlen 2,5 Hausärzte, im Mittelbereich Nürtingen 10,5 Hausärzte und im Mittelbereich Esslingen sogar 18 Hausärzte.

Die aktuellen politischen Diskussionen sind stark auf die fehlenden Landärzte fokussiert, dabei ist dieses Problem auch im urbanen Bereich deutlich spürbar. Im Landkreis Esslingen brauchen wir neue Lösungsansätze.

Wir Freien Wähler sehen hier einen weiteren vordringlichen  Handlungsauftrag, den die Kreisverwaltung in enger Abstimmung mit den Städten und Gemeinden und allen Akteuren in der Gesundheitsversorgung bewältigen muss. Sobald es die Corona-Pandemie zulässt, muss dieses heiße Eisen wieder in einer Gesundheitskonferenz angepackt werden. 

  1. Das Zahlenwerk dokumentiert bei der ambulanten und stationären Pflege eindrücklich, welche Herausforderungen vor dem Landkreis und den Kommunen stehen. Die Orientierungswerte für Pflegeleistungen zeigen einen deutlich steigenden Bedarf bei der ambulanten und bei der stationären Pflege bis zum Jahr 2030 auf.

Zur Verdeutlichung: ein zusätzlicher Bedarf z.B. von fast 1.800 Dauerpflegeplätzen bedeutet z.B. den Neubau von 36 Pflegeheimen à 50 Plätze. Vor uns liegt ein Kraftakt, der angesichts der Vorlaufzeiten jetzt gestartet werden muss, denn von der Projektierung bis zum Bezug liegen Jahre.

Parallel hierzu sind Lösungen gegen den Fachkräftemangel zu entwickeln. In Deutschland gibt es einen begrenzten Pool an Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten. Aus diesem Pool kommen die Altenpfleger*innen, aber auch Pflegekräfte in Krankenhäusern, medizinisch-technische Assistent*innen, Erzieher*innen, Betreuungskräfte an Schulen usw.  Veränderungen führen lediglich zu Verschiebungen innerhalb des Pools. Mit der Verbesserungen der Bezahlung allein lösen wir also die Gesamtproblematik nicht.

Wir sehen darin einen weiteres wichtiges Ziel. Letztendlich brauchen wir jedoch grundsätzliche Verbesserungen, z. B. durch die Veränderung von Arbeitsprozessen zum besseren Schutz der Pflegekräfte vor psychischen und körperlichen Verschleiß oder durch eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands. Hier sind die Regierungen in Berlin und Stuttgart gefordert.

Unsere Fraktion bedankt sich herzlich bei allen Akteuren, die zum Integrierten Sozialplan „Lebenswelten älterer Menschen“ beigetragen haben!

 

 

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